Wir leben in einer hektischen und oft stressigen Welt. Der Alltag im Hamsterrad kann uns schnell überfordern. Viele Menschen möchten deshalb ihre Gesundheit auf natürlichem Weg stärken und Stress präventiv begegnen. In dem Zusammenhang stoßen wir schnell auf adaptogene Pflanzen und Pilze. Als natürliche Stresskiller werden ihnen viele spezifische Heilwirkungen zugeschrieben – zurecht? Was steckt wirklich hinter diesen Wunderpflanzen? Heute nehmen wir ihre Wirkungen genauer unter die Lupe und betrachten die Vorzüge, aber auch mögliche Nachteile.
Was sind adaptogene Pflanzen und Pilze?
Adaptogene sind bioaktive Substanzen – also natürliche Inhaltsstoffe aus Pflanzen oder Pilzen. Sie sollen harmonisierend wirken und die Stressresistenz erhöhen. Damit helfen sie uns besser mit Druck umzugehen. Der Fachbegriff leitet sich vom lateinischen Wort „adaptare“ (Deutsch: anpassen) ab. Genau das beschreibt ihre Wirkung. Sie bringen den Körper zurück ins Gleichgewicht.
Wie wirken adaptogene Pflanzen und Pilze?
Wie bereits angedeutet, werden ihnen stressreduzierende Effekte zugeschrieben. Dabei spielt ihre regulierende Wirkung auf Cortisol eine wichtige Rolle. Das ist dir sicherlich als Stresshormon bekannt. Adaptogene entlasten die Nebennieren und stellen das Gleichgewicht im endokrinen System wieder her. Die gesundheitsstärkenden Effekte sind dementsprechend vielfältig:
- leichtere Gewichtsabnahme
- Stärkung des Immunsystems
- Erhöhung der Stressresistenz
- Steigerung der Gedächtnisleistung
- Verbesserung der körperlichen Konstitution
Adaptogene Pflanzen und Pilze: Ein kurze Liste
Adaptogene sind übrigens keine Erfindung der Neuzeit. Die indische Heilkunst Ayurveda setzt bereits seit tausenden von Jahren auf die traditionellen Kräuter. Gleiches gilt für die TCM (traditionelle chinesische Medizin). Einige der populärsten Vertreter ihrer Art habe ich dir nachfolgend zusammengestellt.
Panax Ginseng: Tradionelles Adaptogen für ein starkes Immunsystem
Ginseng erfreut sich in der TCM sehr großer Beliebtheit. Dort hat sich die Wurzel als Tonikum bewährt. Sie regt den Stoffwechsel an, stärkt die Abwehrkräfte und macht den Körper widerstandsfähiger gegen Stress. Für die Wirkung sind Ginsenoside verantwortlich. Aktuelle wissenschaftliche Forschungen bescheinigen der Ginsengwurzel außerdem antientzündliche und blutzuckersenkende Eigenschaften.
Ashwagandha: Adaptogen zum Relaxen
Der kompliziert anmutende Name stammt aus dem Sanskrit. Die wörtliche Übersetzung „Geruch des Pferdes” klingt nicht wirklich attraktiv. Wir kennen das Nachtschattengewächs eher unter den Namen „Schlafbeere”, „Winterkirsche” oder „Indischer Ginseng“. Viele Influencer auf Social Media schwören auf Ashwagandha. Die Wurzeln und Blätter sollen für einen erholsamen Schlaf sorgen, Stress reduzieren, Entzündungen hemmen und sogar angstlösend wirken.
Reishi: Vitalpilz der Unsterblichkeit
Reishi gehört zu den Vitalpilzen. In der TCM wird er auch als „Pilz der Unsterblichkeit” bezeichnet. Hierzulande ist er unter dem Namen „Glänzender Lackporling“ bekannt. Er zeichnet sich durch einen hohen Gehalt an Eisen, Kalium, Vitamin D, Vitamin B2, Proteinen (ca. 15%) und Ballaststoffen (ca. 65%) aus. Ergänzt wird das Nährstoff-Portfolio durch bioaktive Substanzen wie beispielsweise Sterole, Nukleotide und Triterpene. Der Pilz soll Herz, Leber und Immunsystem stärken. Außerdem werden ihm entzündungshemmende, antioxidative und vitalisierende Effekte zugeschrieben.
Schisandra: Adaptogene Wunderbeere aus China
Beim „Chinesischen Spaltköpfchen“ handelt es sich um eine mehrjährige Kletterpflanze. Ihre kleinen roten Früchte gelten als antioxidatives Superfood. Somit schützt die Beere als Radikalfänger unsere Zellen vor oxidativem Stress. Der sekundäre Pflanzenstoff Schisandrin B ist für die Wirkung verantwortlich. Er füllt den Speicher unseres stärksten körpereigenen Antioxidans wieder auf – dem Glutathion. Weiterhin scheint die Beere auch die Gedächtnisleistung zu verbessern.
Macawurzel: Kraftpaket der Inkas
Die Macawurzel stammt aus Südamerika. Sie wird auch als „peruanischer Ginseng“ bezeichnet. Maca soll Entzündungen hemmen und aphrodisierend wirken. Vermutlich entfaltet sie auch positive Effekte auf Blutdruck und Herzgesundheit. Das entsprechende Pulver lässt sich direkt aus der Wurzel gewinnen, wo es anschließend getrocknet und vermahlen wird. Macapulver schmeckt malzig-süß und wird gern als Kaffeealternative genutzt. Daneben überzeugt es durch seine wertvollen Inhaltsstoffe. Besonders reichlich sind verdauungsfördernde Ballaststoffe vertreten. Deren Gehalt beträgt ca. 20%. Hochwertiges Pflanzenprotein liegt mit ca. 10% vor. Außerdem kann Maca mit Mineralstoffen wie Calcium, Eisen, Magnesium, Kalium, Selen und Zink punkten. Ansonsten finden wir diverse Vitamine der B-Familie und Vitamin C.
Adaptogene: Wissenschaft nicht überzeugt
Traditionelle adaptogene Kräuter und Vitalpilze sind in der alternativen Heilkunde extrem populär. Ihre positiven Wirkungen auf Immunsystem und Stressempfinden werden von vielen Anhängern geschätzt. Doch die klassische Schulmedizin ist nicht überzeugt. Schließlich steckt die Forschung noch in den Kinderschuhen. Soll heißen: Wissenschaftliche Beweise sind unzureichend. Einige Studien bestätigen zwar die positiven Effekte, doch diese wurden meist an Tieren oder Zellkulturen durchgeführt. Humanstudien nach dem Goldstandard fehlen bisher. Daher lässt sich nicht abschließend beurteilen, inwieweit diese Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind. Es besteht also Klärungsbedarf.
Adaptogene: Erfahrungen und Kritik
Viele Menschen berichten auf Social Media von positiven Erfahrungen mit adaptogenen Pflanzen und Pilzen. Sie fühlen sich weniger gestresst, energiegeladener und insgesamt gesünder. Dennoch gibt es auch kritische Stimmen. Bemängelt wird dabei die mangelnde Standardisierung. Soll heißen: Qualität und Konzentration der Wirkstoffe variieren sehr stark, was die Vergleichbarkeit und Verlässlichkeit der Ergebnisse erschwert.
Sind Adaptogene schädlich?
Im Allgemeinen gelten adaptogene Pflanzen und Pilze als sicher. Dennoch lassen sich Risiken und Nebenwirkungen nicht 100% ausschließen – vor allem bei unsachgemäßer Anwendung. Vermeide eine zu hohe Dosis über längere Zeit. Behalte außerdem im Hinterkopf, dass einige adaptogene Heilpflanzen mit Medikamenten interagieren. Solltest du Arzneimittel einnehmen, dann hol dir ärztlichen Rat ein.
Fazit: Adaptogene Heilpflanzen – Hoffnungsträger oder Hype?
Adaptogene Pflanzen und Pilze werden häufig als natürliche Stresskiller angepriesen. Überzeugte Anwender schwören auf ihre Fähigkeit den Körper ins Gleichgewicht zu bringen. In der Alternativmedizin erfreuen sie sich zunehmender Beliebtheit. Dennoch sind adaptogene Pflanzen keine Allheilmittel. Die Säulen deiner Gesundheit bilden eine pflanzenbasierte Vitalkost-Ernährung, regelmäßige Bewegung und tägliche Entspannungphasen. Möchtest du Adaptogene für dich ausprobieren, dann informiere dich vorher gründlich. Konsultiere bei Bedarf einen Arzt deines Vertrauens. Auch wenn die Welt faszinierend ist und viel Potenzial bietet – wir sollten adaptogene Pflanzen und Vitalpilze dennoch mit einem kritischen Blick betrachten.
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Autorin: Fanny Patzschke
Apothekerin, staatlich geprüfte Ernährungsberaterin, lizenzierte Fitnesstrainerin, zertifizierte Yogalehrerin, Vegan Raw Chef
- Seo SK, Hong Y et al. Antioxidative effects of Korean red ginseng in postmenopausal women: a double-blind randomized controlled trial. J Ethnopharmacol. 2014 Jul 3;154(3):753-7. doi: 10.1016/j.jep.2014.04.051. Epub 2014 May 9. PMID: 24814037.
- Vuksan V, Sung MK et al. Korean red ginseng (Panax ginseng) improves glucose and insulin regulation in well-controlled, type 2 diabetes: results of a randomized, double-blind, placebo-controlled study of efficacy and safety. Nutr Metab Cardiovasc Dis. 2008 Jan;18(1):46-56. doi: 10.1016/j.numecd.2006.04.003. Epub 2006 Jul 24. PMID: 16860976.
- Scharfenberg, J.: Ayurveda for Life, 4. Auflage, Südwest Verlag, 2019
- Wenigmann, M.: Phytotherapie Arzneidrogen – Phytopharmaka – Anwendung, 1. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017
- Dingermann, T.; Loew, D.: Phytopharmakologie, 1. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2003
- Langner, E.: TCM-Drogen und Rezepturen: Ein Handbuch für Apotheker und Verordner, 1. Auflage, Deutscher Apotheker Verlag, 2008
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Liebe Fanny,
ich finde deine Ernährungsbücher absolut einzigartig. So viel Wissen und so leckere Rezepte.
Danke für dein Schaffen und dass du alles mit uns teilst.
Herzlichst Kerstin
Liebe Kerstin,
ich danke dir ganz herzlich für deine lieben Worte. Es freut mich sehr, dass dir meine Bücher gefallen und weiterhelfen.
Liebe Grüße
Fanny